Profite im Zeitalter des Neoliberalismus

Die Verteilungsfrage ist wieder aktuell. Nicht zuletzt das beachtliche Medienecho auf die Kampagne “Umfairteilen – Reichtum besteuern!” und die steuerpolitischen Beschlüsse von Linken, SPD und Grünen haben gezeigt: Über die Umverteilung von Einkommen und Vermögen von oben nach unten wird wieder gesprochen. Zu Recht. Denn die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch und vor allem eine Verteilungskrise.

Wer über die Krise sprechen will, muss auch über den Neoliberalismus sprechen. In fast allen westlichen Industriestaaten lässt sich die Wirtschaftsgeschichte nach 1945 in zwei Epochen gliedern: In jene Zeit vor der neoliberalen Wende – und jene danach. Bis in die 1980er Jahre hinein trieben sich Löhne, Produktivität, Investitionen und Produktion wechselseitig voran. Märkte waren stark reguliert. Die Gewerkschaften waren stark. Hohe Löhne waren Grundlage für eine umfangreiche Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen – und ermöglichten damit Gewinne, Investitionen und Wachstum.

Der Neoliberalismus war, gemessen an seiner eigenen Zielstellung, durchaus erfolgreich: Keineswegs nur in westlichen Industriestaaten kam es zu einer radikalen Umverteilung von unten nach oben. Wie Abbildung 1 am Beispiel von Deutschland, Frankreich und Japan zeigt, ist die Lohnquote in vielen Staaten seit Mitte der 1970er Jahre deutlich gesunken. Den Beschäftigten verblieb damit ein immer geringerer Anteil am gesamten Volkseinkommen, während spiegelbildlich die Gewinne und Kapitaleinkommen stiegen. Nur unwesentlich anders stellt sich das Bild in den USA und Großbritannien da. Dies ist aber schlicht darauf zurückzuführen, dass es dort innerhalb der Lohneinkommen zu extremen Verschiebungen zu Gunsten der höchsten Gehälter kam. Rechnet man die exorbitant hohen Managergehälter in diesen Ländern aus den Lohneinkommen heraus, so entspricht der Rückgang der Lohnquote dem in Deutschland, Frankreich und Japan.

Tendenziell verfolgten jene Länder, in denen sinkende Einkommen nicht durch eine höhere private Verschuldung ausgeglichen wurden, außenwirtschaftlich eine aggressive Exportstrategie. Allen voran Deutschland, aber etwa auch Japan, die Schweiz und Österreich erzielten hohe und stetig wachsende Exportüberschüsse. Sie profitierten damit davon, dass vor allem in den USA, aber auch in Spanien, Italien und anderen Ländern die volkswirtschaftliche Nachfrage durch eine zunehmende Verschuldung privater Haushalte aufrecht erhalten wurde. Während vor allem die USA somit als globale Konjunkturlokomotive agierten, war Deutschland Trittbrettfahrer. Ein Sonderfall waren die Niederlande, die eine steigende private Verschuldung und zugleich deutliche Leistungsbilanzüberschüsse hatten.

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